Börsenzyklen & Liquidität, alles verstehen in 3 Minuten.

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In der Marktfinanzierung ist die Liquidität ein Faktor erster Ordnung. Ohne sie verlieren die riskanten Anlagen an der Börse, Aktien und Kryptowährungen ihren Treibstoff. Im Laufe der Zyklen hat sich eine Erkenntnis durchgesetzt: Die Richtung der Finanzmärkte korreliert stark mit der Richtung der weltweiten Liquidität. Letztere ist jedoch kein einzelner Indikator, sondern besteht aus drei sich ergänzenden Schichten. Wenn man diese Schichten versteht, kann man die großen Trends besser vorhersehen. Ebene 1 ist die globale monetäre Liquidität (M2). Ebene 2 betrifft die Nettoliquidität innerhalb des Finanzsystems, und Ebene 3 umfasst die globale Makroliquidität anhand von Aktivitäts- und Kreditindikatoren. Diese drei Dimensionen bilden zusammen das „Blutsystem“ der Märkte.
Die folgende Grafik vergleicht die Entwicklung des S&P 500 mit der globalen Geldmenge M2.
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Ebene 1: Die globale monetäre Liquidität (M2 weltweit).

Erste Stufe der Rakete: der globale M2. Dieses Geldmengenaggregat misst die Summe der Geldmengen (M2) der wichtigsten Volkswirtschaften - USA, China, Eurozone - umgerechnet in US-Dollar. Es umfasst Sichteinlagen, Sparkonten und bestimmte kurzfristige Instrumente und stellt die unmittelbar verfügbare Bruttoliquidität der Weltwirtschaft dar.

Diese Liquidität wird direkt von der Geldpolitik (Leitzinsen, QE/QT), der Fiskalpolitik und der Lohnpolitik beeinflusst. Die Entwicklung des US-Dollars spielt dabei eine entscheidende Rolle: Ein starker US-Dollar verringert mechanisch die globale M2 in USD, während ein schwacher US-Dollar sie erhöht. In dieser Hinsicht sind die Dynamiken in China und den USA oft divergierend, da sie von unterschiedlichen Kreditlogiken gesteuert werden (zentrale Planung auf chinesischer Seite, Anpassung über die Zinsen auf US-Seite).

Neben dem absoluten Niveau dient jedoch vor allem das Momentum des M2, seine erste Ableitung (jährliche Veränderung), als Kompass. Ein Aufwärtstrend, der mit einem positiven Momentum einhergeht, begünstigt riskante Anlagen stark. Umgekehrt bedeutet eine Stagnation oder eine negative Divergenz zwischen Trend und Momentum (wie Ende 2021), dass die Bewertungen schrumpfen werden. In diesem Zyklus ist sogar ein Korrelationskoeffizient von 0,80 zwischen dem globalen M2 und Bitcoin zu beobachten, der 12 Wochen in die Zukunft projiziert wird: Die Liquidität führt, die Märkte folgen.
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Ebene 2: Die Nettoliquidität des Finanzsystems

Zweite Ebene, subtiler, aber ebenso entscheidend: die Nettoliquidität innerhalb des Finanzsystems. Hierbei handelt es sich um die effektive Kreditvergabekapazität, d. h. die Mittel, die nach Abzügen, überschüssigen Reserven und Regulierungsmechanismen tatsächlich zur Bewässerung der Realwirtschaft zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu M2 spiegelt dieses Maß nicht die Bruttomasse wider, sondern die von den Finanzinstituten „betätigbare“ Liquidität.

In den USA hängt diese Nettoliquidität unter anderem von Mechanismen der FED wie dem Reverse-Repo-Programm (RRP), das vorübergehend Liquidität absaugt oder freisetzt, sowie von der Höhe der überschüssigen Reserven der Banken ab. Ihre Entwicklung hängt stark von der restriktiven oder akkommodierenden Geldpolitik der Zentralbank, den QE-Zyklen und den QT-Zyklen ab.

Die Korrelation dieser Nettoliquidität mit dem S&P 500 und Bitcoin ist zwar etwas geringer als die des globalen M2, aber immer noch signifikant. Sie wirkt wie ein Filter für die Bruttoliquidität: Selbst bei einem hohen M2 kann die Auswirkung auf die Märkte neutralisiert werden, wenn die Kreditvergabekapazität durch zu hohe Zinsen oder eingeschränkte Reserven blockiert wird.
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Stufe 3: Die globale makroökonomische Liquidität.

Schließlich die dritte Stufe: die globale makroökonomische Liquidität. Sie umfasst Barometer für die Wirtschaftsbedingungen, die die Risikowahrnehmung und den Appetit der Anleger direkt beeinflussen: Einkaufsmanagerindizes (verarbeitendes Gewerbe und Dienstleistungen), Kreditbedingungen, Beschäftigungsniveaus, Ausfallraten etc. Sie ist weniger monetär, eher konjunkturell, aber ihre Auswirkungen sind real, da sie den Kontext prägt, in dem sich die finanzielle Liquidität ausdrückt.

Es ist diese Ebene, die es ermöglicht, die ersten beiden Ebenen zu kontextualisieren: Ein wachsendes M2 in einem verschlechterten wirtschaftlichen Umfeld (Einkaufsmanagerindizes unter 50, sinkende Beschäftigung) kann eine begrenzte Wirkung haben. Umgekehrt können Anzeichen einer Konjunkturerholung die Übertragung von Liquidität an die Märkte verstärken. In diesem Sinne wird das Timing der FED bei ihren Zinssenkungen zu einem makroökonomischen Schlüsselkatalysator. Solange die US-Politik restriktiv bleibt, bleibt der M2 auf einem Plateau und die Nettoliquidität bleibt eingeschränkt, selbst wenn die EZB oder die PBoC ihre Bedingungen lockern.
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Fazit: Die globale Liquidität lässt sich nicht auf einen einzigen Indikator reduzieren. Es handelt sich um ein Ökosystem, das in drei Ebenen strukturiert ist: globale Bruttoliquidität (M2), effektive Kreditfähigkeit (M2) und effektive Liquidität (M2).






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